Klar, der Virus geht schon länger umher, aber heute ist der zweite Tag der Corona Ersatzschule Zuhause. Gestern war der erste Tag und ich bin ehrlich fast verzweifelt. Der Große hat im Gymnasium eine Fülle an Aufgaben mitgebracht, ich dachte das reicht sicher bis Ostern - nein, das war nur der Anfang. Wie aus einem Brief zu entnehmen war, werden nun zweimal die Woche neue Aufgaben verschickt. Also haben wir gestern erstmal begonnen uns in das Ganze einzufinden. Seit Wochen gab's in der Schule keinen Englischunterricht mehr, da die Lehrerin ausgefallen ist. Und nun müssen wir uns da durch kämpfen. Während dessen hat unser Kleinster im Wohnzimmer eine Tüte Chips verteilt...

Naja, zumindest das Pensum des Mittleren ist überschaubar - wenn auch nicht wenig.
Also gut, gestern Abend dachte ich wirklich, dass ist nicht zu schaffen, aber der heutige Tag war eindeutig um vieles besser.
Heute ging das Lernen ohne Streitereien und Gemeckere. In einer Lernpause gingen wir spazieren und am Nachmittag haben wir das tolle Wetter genutzt um im Hof klar Schiff zu machen.
Ein Tag ohne Streit ohne Geschrei... ein wundervoller Tag!
Ach, ich wollte hier so gerne mit meinem ansonsten fröhlichen, ironischen und manchmal sarkastischem Wesen schreiben, aber es ist gerade einfach nicht möglich. Dieser Virus beherrscht einfach alles und jeden und meine Kraft reicht gerade nur für meine Familie und nicht selbst zu verzweifeln.
Zwei meiner lieben Freundinnen haben in den letzten Monaten nahe Angehörige, darunter ein Baby und einen Vater verloren. Beide waren dauerhaft auf Sauerstoff angewiesen und ich denke ständig nur daran, wie gut, dass sie erlöst wurden. Rechtzeitig. Sie konnten in Würde im Kreis ihrer Familie sterben. Wie wäre das heute? Ich kann gar nicht daran denken...
Und was da auf uns noch zukommen wird? Wir können in unserer Familie bieten:
Oma Ü65 Lungenkrank, Opa Ü65 ebenfalls vorerkrankt
Opa vorerkrankt mit Gehirntumor. geschwächtes Immunsystem
Oma starke Raucherin, ungesundes Leben, schon mehrfach ohne Befund im Krankenhaus...
Nun sitzen wir also zuhause. Noch ohne Ausgangssperre. Ich bin davon überzeugt, dass wird sich bald ändern. Wir gehen noch raus, ja. Wir kaufen "normal" ein. Ich laufe mit meinen Kids durchs Dorf, gehe allerdings allein in die Geschäfte, um die Ansteckungsgefahr gering zu halten. Versuche meinen Kids das unfassbare zu erklären und dann sehen wir ständig andere Kinder gemeinsam spielen... In Gruppen... Kleine Gruppen, ja das schon, aber dennoch.
Wir wollen dazu beitragen, dass unsere Lieben (sollten sie sich anstecken) in den Kliniken gut versorgt werden können und diese nicht hoffnungslos überfüllt sind.
So, und nun voraussichtlich bis morgen, verliert nicht den Mut und das Durchhaltevermögen!